Wird Barack Obamas Hautfarbe der entscheidende Faktor bei den US-Wahlen am 4. November werden? Trotz Finanz- und Wirtschaftskrise?
Der Bürgermeister von Los Angeles, Tom Bradley, kandidierte im Jahre 1982 zum Gouverneur von Kalifornien. In allen Umfragen lag der Afroamerikaner voran. Gewählt wurde er dann allerdings nicht. Viele weiße Wähler verbargen ihren Rassismus vor den Meinungsforschern, in der Wahlzelle war dann Schluss mit politischer Korrektheit. Die politische Meinungsforschung spricht seither vom „Bradley-Effekt„, der zu bedenken sei, sobald ein Schwarzer gegen einen Weißen bei Wahlen antrete.
Bei den Vorwahlen konnte aber auch ein umgekehrter Bradley-Effekt festgestellt werden: In zwölf Bundesstaaten stimmten im Schnitt sieben Prozent mehr Wähler für Obama, als sich zuvor für ihn ausgesprochen hatten. Politologen erklären diese Ergebnisse damit, dass sich unentschiedene Wähler, die in einer von Weißen dominierten Region leben, in den Umfragen tendentiell für den weißen Kandidaten aussprachen. In der Wahlzelle lief’s dann umgekehrt.
Will Obama gewinnen, dann muss er vor allem auch bei der weißen Arbeiter- und Mittelklasse punkten. Diese Woche lief im TV ein Beitrag über die Autostadt Detroit, im Bundesstaat Michigan gelegen. Die Afroamerikaner leben im Zentrum der Stadt, die Weißen in den Vororten. Es gibt nahezu keine Gemeinsamkeiten. Die Segregation ist ein Faktum, gesprochen wird darüber nicht. In der Sendung kamen viele Weiße und Schwarze aus der Arbeiter- und Mittelklasse zu Wort. Auffällig war, wie stark die Weißen Obama ablehnten. Ein Schwarzer als Präsident? Nicht mit uns!
Ein weiteres Problem, das Obama doch noch den Sieg kosten könnte, sind die bekannt berüchtigten Wahlmaschinen, die bei den US-Wahlen zum Einsatz kommen. Seit Wochen schon kann in 31 Bundesstaaten gewählt werden. „Early Voting“ nennt sich diese Besonderheit, und Millionen, hauptsächlich Afroamerikaner, darunter viele, die sich erstmals für die Wahlen registrieren ließen, haben bereits davon Gebrauch gemacht, um sich das Schlangestehen am Wahltag zu ersparen. Allerdings: Vielerorts fielen die Maschinen aus. Die Menschen mussten stundenlange warten, um wählen zu können. Sollte das am Wahltag passieren, gibt’s keine Stimmabgabe.
Aber hoffen wir einmal das Beste. Entscheidend sind ohnehin nur die 13 Swing States, also jene Bundesstaaten, in denen es auf Grund der unterschiedlichen sozioökonomischen Struktur der Bevölkerung eng wird. Ohio, Pennsylvania, Virgina und Florida sind die wichtigsten, und nur in diesen Staaten wird noch wahlgekämpft. Alle anderen Staaten sind längst entschieden.