Seems like Groundhog Day forever

Mir fällt zum Wahlkampf nichts ein. Er kann mein Interesse nicht wecken, weil sein Ausgang schon feststeht. Werner Faymann gewinnt und die SPÖ kommt auf über 30% der abgegebenen Stimmen. Wilhelm Molterer und Wolfgang Schüssel verlieren wieder eine Wahl. So wie 2006 wollen sie es auch dieses Mal nicht kapieren, aber da Christian Konrad und Erwin Pröll von den beiden längst die Schnauze voll haben, werden sie nach einer den Schein wahrenden Bedenkzeit von drei Wochen in die Privatwirtschaft entlassen. H. C. Strache freut sich tierisch über Zugewinne für die FPÖ, darf er doch weiterhin die Rolle des Halbstarken im Nationalrat mimen. Die Grünen bestätigen ihre 11% aus dem Jahre 2006, und, da sie wider Erwarten den vierten Platz vor dem erstarkten BZÖ erreichen konnten, applaudieren sie sich selbst im Rahmen einer Wahlparty mit Slow-Food Produkten aus dem Waldviertel und Bio-Wein aus dem kroatischen Teil des Burgenlandes. Heide Schmidt, obzwar mit ihrem Liberalen Forum knapp an der 4% Hürde gescheitert, reklamiert im Interesse der politischen und moralischen Erneuerung des Landes noch am Wahlabend das Amt der Justizministerin für sich. Ihrem nicht mit der STRABAG abgesprochenen Begehren können weder Bundeskanzler in spe Werner Faymann noch Vize-Kanzler in spe Josef Pröll, die den Staatstanker in den kommenden Jahren durch alle Wirrnisse steuern wollen, nachkommen: Faymann nicht, weil er auch in Zukunft mit Hans Dichand in der Konditorei sitzen möchte, und Pröll nicht, weil ihn Faymann nicht nach seiner Meinung gefragt hat.

Alle freuen sich. Hans Dichand, der jetzt mit einem Bundeskanzler in der Konditorei sitzen darf. Erwin Pröll und Michael Häupl – die Zwei sowieso. Jörg Haider ebenso, kann er doch in seinem Kärnten bei den Landtagswahlen 2009 beinahe die absolute Mehrheit einfahren. Und auch Alfred Gusenbauer; er wird Mitglied der Europäischen Kommission, zuständig für Binnenmarkt und Dienstleistungen.

P.S.:
Wir schreiben das Jahr 2016. Die ÖVP beendet die langjährige Zusammenarbeit mit der SPÖ, zwei Jahre vor Ablauf der Legislaturperiode, nachdem Werner Faymann zugunsten von Laura Rudas als Parteivorsitzender der SPÖ zurückgetreten ist. Josef Prölls „Mir reicht’s!“ wird von der bürgerlichen Presse mit großer Begeisterung aufgenommen. Ersten Umfragen zufolge liegt die ÖVP mit 23% knapp vor der SPÖ mit 21%. Die FPÖ könnte demnach mit rund 20% der Stimmen rechnen. Die Liste „ER für Euch“ (ehemals als BZÖ bekannt) und ihr Parteiobmann Jörg Haider liefern sich ein Kopf an Kopf-Rennen mit den Grünen, die unter ihrem Langzeitobmann Alexander van der Bellen als erste den Wahlkampf unter dem Motto „Wieder stärker als das BZÖ – ER für Euch werden!“ eröffnet haben. Beide Parteien kommen in den Umfragen auf etwa 11%. Chancen auf einen Einzug ins Parlament darf sich aber auch das Liberale Forum machen, das erstmals seit 2008 wieder kandidieren wird und das mit der Präsentation ihres Spitzenkandidaten, des ehemaligen EU-Kommissars und früheren Bundeskanzlers Alfred Gusenbauer, einen absoluter Überraschungscoup landen konnte.

2 Kommentare zu „Seems like Groundhog Day forever

  1. … jetzt läuft der Autor zur Höchstform auf und gibt uns eine exakte Wahlprognose, die ich leider nicht teile. Das Herz der Österreicher schlägt rechts, im Zweifel werden immer die konservativen und reaktionären Kräfte gewählt, alles was „links“ und nicht katholisch ist, ist von vornherein suspekt. 30% für die SPÖ ist bei diesem Wahlgang ein Wunschtraum, „eher geht ein Kamel …“. Der fahle Mundgeruch, der sich aus Molterers umbarteter Bradlpapen erahnen lässt, ist den Landsleuten immer noch lieber, als ein „quasi lediger Sohn Dichands“. Um den zu verhindern, nehmen sie einen Strache in Kauf, auch wenn er das unverblühmt sagt, was viele denken, doch so direkt sagt man das ja nicht, oder?
    Die Grünen, als „alternatives Feigenblatt“ auf den Weichteilen der ÖVP werdens wieder nicht schaffen, interne Grabenkämpfe, überstrahlt von einer immer lächelnden Glawischnig, als Schatten Prinz Valium, fest die Zügel in Händen haltend, haben ihren Bonus schon lange verspielt und sind lediglich eine alternative für jene, die glauben, es „geschafft“ zu haben. Doch dieses Grüppchen dünnt aus, ich denke, die Grünen können froh sein, wenn sie an alte Wahlerfolge anschließen. Und so sehe ich dieser Wahl nicht gelangweilt entgegen, sondern mit großer Besorgnis. In einem Punkt gebe ich Heide Schmidt recht: „Diese Wahl wird richtungsentscheidend sein.“ Da kann auch der Klassenkasperl Haidern nichts mehr daran ändern, doch der ist sowieso schon lange out. Meine Prognose daher: Eine rechte Koalition mit ÖVP, FPÖ und BZÖ (oder wie immer sie noch heißen mögen). Die Grünen werden weiter in der Opposition schmoren und untätig ihre Wunden lecken und Heide Schmidt schreibt ihre Memoaren (damit ja nix liegenbleibt). Ich hoffe ich habe unrecht!

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