»An dieser Stelle möchte ich gerne noch auf das Glück eingehen. Ich glaube nicht, dass du mit irgendetwas, das du für Geld kaufen kannst, glücklich werden kannst. Die Leute sind irrsinnig konsumistisch im Internet unterwegs, leiden aber gleichzeitig an Burn-out und Selbstoptimierungswahn. Diese ganzen Kleinbürger, die als Hipster in Erscheinung treten, sind doch hochgradig unglücklich, ihre Beziehungen funktionieren nicht mehr.
Ich beschreibe in meinem Buch das Monterey International Pop Festival, eine Veranstaltung, die von den Künstlern 1967 selbst organisiert wurde. Vielleicht kennen Sie diesen Film, in dem man die ganzen Größen sieht: Jimi Hendrix, Janis Joplin und so weiter. In diesem Film ist keine Werbung zu sehen, kein Sponsoring, kein Security-Personal, kein Backstage-Bereich. Jimi Hendrix geht aus dem Publikum auf die Bühne und wieder zurück ins Publikum. Keine Distanz, kein Oben und Unten. Dahin müsste man es wieder zurückdrehen, zu einem Festival ohne Coca-Cola und Smartphone-Terror, ohne dass jemand sein Scheißhandy hochhält und ständig irgendwas mitfilmen muss. Gleich unter Gleichen, keiner kann sich mit seinem Geld einen besseren Platz kaufen. Ich würde behaupten, wenn du von so einem Festival nach Hause kommst, bist du ein glücklicherer Mensch, als wenn du zehnmal zum Berlin-Festival gegangen bist. Das ist eine These. Und wie man das, was dahinter steht, politisch nennt, wissen Sie selbst.«
(Berthold Seliger im Interview mit der Jungle-World)
Berthold Seliger hat Ende 2013 seine Konzertagentur geschlossen, die in den letzten 25 Jahren u.a. Patti Smith, Calexico, Will Oldham (Bonnie ‚Prince‘ Billy), Tortoise oder Townes van Zandt in den deutschsprachigen Raum geholt hat. Anfang 2014 hat er unter dem Titel Das Geschäft mit der Musik. Ein Insiderbericht (Edition Tiamat) seine Kritik an den herrschenden Verhältnissen, exemplifiziert an der Musikindustrie, veröffentlicht. Meine Urlaubslektüre.
Hier gibt’s Seliger auch im O-Ton und hier noch ein anderes großartiges Interview.
Ach ja: Hier gibts das Monterey-Festival als Filmdoku von D. A. Pennebaker (Part I und Part II und einen Part III, mit Material, das Pennebaker nicht für seinen Film verwendet hat).
Lieber Andi, ich habe da etwas gefunden, wonach ich lange gesucht habe und das irgendwie auch hierher passt….
Liebn Gruß, George
http://youtu.be/EjEZghw9hoQ
…großartige Feststellung von Seliger! Man traut es sich nicht einmal mehr zu erträumen was möglich wäre. Seliger liefert die Erklärung für dieses Gefühl des Unbeteiligten, das mich bei Konzerten von Stones bis Young beschleicht. Erbärmlich. Liebe Grüße