One of these days. Man erinnert sich morgens, vor dem Bankomat stehend, dass man am Vorabend die Bankomatkarte, die man als Altersnachweis benötigt, um sich vom Zigarettenautomat das Gift zu holen, in eben diesem stecken gelassen hat. Also, kein Geld.
Was tun, wenn einem der Trafikant, vor dessen Trafik sich der kartenfressende Automat befindet, mit sarkastischem Unterton versichert, „Bei mir is nix a’gebm wurdn. Aber tuans ihna nix au, des kummt jedn tag vur!„?
Man muss zur nächsten Bankfiliale, um die Bankomatkarte „sperren“ zu lassen. Na ja, müssen tut man eigentlich nicht, weil ohne PIN-Code sowieso keiner an das Geld rankommt. Bloß, macht man die Meldung nicht, bekommt man auch keine neue Bankomatkarte. Folglich radle ich zur nächstgelegenen Postfiliale, erläutere der netten Schalterbediensteten kurz den Vorfall, überhöre ihren „Na bled, was?„-Kommentar und ersuche sie höflich, die telefonische Meldung über den Verlust der Bankomatkarte vorzunehmen, nicht ohne entschuldigend darauf hinzuweisen, dass ich das selbst gemacht hätte, wüsste ich die Telefonnummer, aber die steht bekanntlich auf der Bankomatkarte, die ich ….
„Na, ob des so geht, was i ned. Da mias ma erst mein Chef fragen!“
Da der Chef leider erst nach einigen Minuten gefunden wird, kann ich mir mein Vorhaben, den Laden rasch wieder verlassen zu können, vorerst einmal abschminken. Selbstverständlich darf ich dem Chef die Sachlage nochmals darlegen bzw. die Schalterbedienstete, die dies an meiner Stelle versucht, mehrmals korrigieren („Nicht am Praterstern. In der Taborstraße steht der Automat“; „Nein, nicht heute, sondern gestern so gegen 9 am Abend“).
„Na daun wollma amal!„, sagt sodann der Chef, was so viel heißen soll, dass er sich von mir ab- und dem Computerbildschirm zuwendet. Nach den Fragen nach meinen Daten („Kontonummer? …Name? .. Wohnhaft?„) und der Eingabe derselben in den Computer, werde ich neuerlich mit Fragen nach den „Umständen“ des Verlustes meiner Bankomatkarte gelöchert:
„Waun und wo isn ihna genau passiert?“
Da sich spätestens zu diesem Zeitpunkt das Fehlen einer Beruhigungszigarette bemerkbar macht, werde ich – dummerweise – etwas ungehalten:
„Gestern um 21:32 Uhr beim Zigarettenautomat in der Taborstraße, Ecke Novaragasse!“ …
„Woas? Des wissen’s so genau?“ …
„Na, war nur a Scherz, weil des ja wurscht ist und weil i ihna jetzt schon drei mal g’sagt hab, dass so gegen 9e am Abend passiert is!“ …
Scheiß Raucherei, denkt man sich, vielleicht wäre man …
„Nau, ma wird ja no fragn dirfen? I hab mei Kartn ned vagessn! Kennt ma a ned passiern. Weil i nix rauch“ …
Also zieht sich die ganze Sache in die Länge. Mein Führerschein wird kopiert („Nur mitn Firaschein kriegs jetzt no a geld!„), die eingegebenen Daten werden mir vom Chef nochmals vorgelesen, wobei er sich selbst zu alltagsphilosophischen Betrachtungen hinreißen lässt („Allas braucht sei Zeit!„), was wiederum der saudummen Schalterbediensten ein feistes Grinsen entlockt, und ich, der die beiden auf der Stelle totschlagen könnte, kann nur blöde mitgrinsen.
Als der Chef mir allerdings mit den Worten „Des kost ihna jetzt 36 Euro. De brauchens aba net glei zahln, die wern ihna eh vom konto obucht„, das Ende des „Sperrverfahrens“ vermeldet, nimmt meine noble Zurückhaltung ihr jähes Ende:
„Des is jetzt aba net wahr! Wissen’s was. I lass de Kartn net sperren, weil es kann eh kanna was ahebm von mein Konto.“ …
„Des tuat ma jetzt aba wirklich lad. Aba des Verfahren is jetzt scho amal im Laufn. I kanns ihna zwar rückgängig machn, aba die 36 Euro missns trotzdem zahln. Wa do bled, oda?„
FUCK IT ALLl!
Von aussen betrachtet erscheint Österreich schon etwas skuril, was der Autor auch treffen beschreibt.
Vergangene Woche waren wir bei der letzten Bleibe Stefan Zweig in Petrópolis, Rua Goncalves Dias 72. Sein Buch „Brasilien – Ein Land der Zukunft“ wurde auch ins portugiesische übersetzt. Seitdem heisst es bei uns „… und das bleibt auch so“. Wollen wir hoffen, dass das für Österreich nicht gilt!
Abraços!
Gox
P.S.: Eu gosto muito de seu Weblog!