Der letzte der Ungerechten

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Claude Lanzmann und Benjamin Murmelstein in Rom 1975

Was war das, was ich da gesehen habe im Wiener Gartenbaukino am Nationalfeiertag? Mit Sicherheit »einer der Höhepunkte der Viennale«, wie dessen Direktor Hans Hurch vor Vorführungsbeginn anmerkte. Claude Lanzmann, Regisseur von Shoah, hat im Jahr 1975 den letzten, von den Nazis ernannten »Judenältesten« des KZ-Ghettos Theresienstadt, Rabbiner Dr. Benjamin Murmelstein, aufgesucht und mit ihm ein vielstündiges Gespräch über mehrere Tage hinweg geführt. Gedreht wurde in Rom, wo Murmelstein mit Frau und Sohn lebte.

Der einzige überlebende »Judenälteste« eines Nazi-Ghettos, Leiter der Auswanderungsabteilung der Israelitischen Kultusgemeinde Wien in den Jahren von 1938 bis zu seiner Deportation nach Theresienstadt im Jänner 1943 (in dieser von den Nazis geschaffenen Funktion hatte er eng mit Adolf Eichmann zusammenzuarbeiten) und nach dem Krieg von Überlebenden als Kollaborateur beschuldigt, war Lanzmanns erster Interview-Partner für den Shoah-Film; er hat dieses Gesprächsmaterial dann aber nicht für diesen Film verwendet.

Das Rohmaterial übergab der Regisseur dem Steven Spielberg Film and Video Archive im United States Holocaust Memorial Museum in Washington, D.C., mit der Auflage, es für die Forschung zur Verfügung zu stellen. Nach einer Vorführung dieses Interview-Materials im Wiener Filmmuseum im Jahre 2007 hat der Filmproduzent Danny Krausz (DOR-Film), wie er im Gartenbaukino erzählte, den anwesenden Lanzmann überredet, doch einen Film über Benjamin Murmelstein zu machen. Dieser Film, mitfinanziert von der DOR-Film, hatte unter dem Titel
Der letzte der Ungerechten (Originaltitel: Le Dernier des injustes) in Cannes im Frühjahr seine Weltpremiere.

»Er ist das absolute Gegenteil eines Kollaborateurs. Er war brutal, hatte eine große Schnauze, war ungemein schlagfertig – genau das erlaubte es ihm auch, den Nazis Paroli zu bieten.«
(Claude Lanzmann über Benjamin Murmelstein in einem Interview mit der FAZ)

Hier noch Infos zum Hintergrund:

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