Churnalism

searchIn einem Blog-Eintrag berichtet Martin Blumenau über eine Diskussionsveranstaltung, an der auch der Guardian-Journalist Nick Davies teilgenommen hat. Für sein Buch „Flat Earth News“ hat Davies rund 2000 Berichte untersucht, die in englischen Qualitätszeitungen erschienen sind, also nicht in der Boulevardpresse, und dabei festgestellt, dass „über 60 Prozent der Texte ganz oder größtenteils aus Nachrichtenagenturen oder Werbeaussendungen übernommen worden waren – ohne dies aber zu kennzeichnen“, wie er in einem aufschlussreichen Zeit-Interview mit Joachim Riedl festhält.

Dazu eine kleine Geschichte:
Im Zuge einer kleinen Internetrecherche über das Informationsverhalten der „digital natives“ (Marc Prensky) bin ich kürzlich auf die Studie „Information Behaviour of the researchers of the future“ gestoßen, die vor rund einem Jahr erschienen ist. Das Centre for Information Behaviour and the Evaluation of Research (Ciber) am University College in London hat darin im Auftrag der British Library untersucht, wie Schüler mit digitalen Quellen umgehen und wie sie Informationen finden. Die Studienautoren haben zwar festgestellt, dass die sogenannte „Generation Google“ höchst oberflächlich im Netz recherchiere; zugleich halten sie aber auch fest, dass dieses rasche Querlesen von wenigen Suchergebnissen und die Ungeduld bei der Recherche keineswegs nur auf die Kids beschränkt sei, sondern sich bei allen Alters- und Berufsgruppen nachweisen lasse. Und: Die Informationskompetenz der „Generation Google“ sei genauso gut oder schlecht wie jene früheren Generationen!

Bei meiner Recherche fiel mir auf, dass die beiden deutschsprachigen Online-Medien, die über diese Studie kurz berichtet haben, nämlich die Süddeutsche und Die Presse, ihre Infos einer Aussendung der Pressetext-Austria Nachrichtenagentur entnommen haben, in der irrtümlich die Sheffield University als Studienautor angegeben wird. Beide Qualitätszeitungen haben diesen Schwachsinn einfach übernommen – ohne auf die (Desinformations)quelle hinzuweisen.

Davies hat für diese Form des Journalismus den Begriff des „churnalism geprägt, was sich von „to churn out“ (= ausstoßen) ableitet.

Ein Kommentar zu „Churnalism

  1. danke für den artikel! ich denk auch, dass sich manche zeitungen da recht vollmundig das präfix qualität einverleiben und wenn man dann die zahlen anguckt, wird einem ganz schwummrig, weil einfach abgeschrieben – siehe dazu auch lehofers kommentar zum thurnher

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