So wie der ÖVP nahe Politikwissenschafter Fritz Plasser, der im Standard die Neuwahlansage der ÖVP aus „strategischen Gründen jetzt für nicht ganz nachvollziehbar“ und vor allem den Anlassfall (Schwenk der SPÖ in der EU-Politik) für höchst riskant erachtet (mit „Staatspolitik kein Wahlkampf“ zu machen), denke auch ich, dass in einigen Wochen die Ausgangslage für die SPÖ trotz alledem eine wesentlich günstigere sein könnte, als man dies im Moment noch für möglich halten würde. Auch wenn die ÖVP auf Stabilität und Sicherheit setzten wird, scheint mir doch weder der Spitzenkandidat noch sein, wie er sagt, „bewährtes Team“ der Garant für Stimmenmaximierung zu sein. Noch dazu, wenn der Tiroler VP-Abspringer Dinkhauser mit einer eigenen Liste antreten wird, wie er schon verlautbaren ließ. Keine Frage, die ÖVP wird ihre Stammklientel mobilisieren können, aber sonst?
Die SPÖ hingegen wird ihren Frontmann Werner Faymann, wiewohl zwei Jahre als Bundesminister im Amt, als frische und unverbrauchte Kraft präsentieren. (Jedenfalls ist das Harry Kopietz, Wiener SP-Landesparteisekretär und Donauinselfestorganisator seit unzähligen Jahren, der als Wahlkampfleiter fungieren wird, mit Sicherheit zuzutrauen.) Faymann könnte somit das Ruder noch herumreißen für die zurzeit schwer angeschlagenen Sozialdemokraten.
Daher meine erste Prognose, der noch ein paar folgen werden, weil ich gerne im Kaffeesud herumstochere:
Die SPÖ wird stärkste Partei – knapp aber doch. Und die Große Koalition feiert mit Faymann als Kanzler und mit Josef Pröll (nach Rücktritt des Wahlverlierers Molterer) als Vizekanzler und Finanzminister ihre Fortsetzung. Dass die FPÖ stark zulegen und die Grünen stagnieren werden, dürfte auch klar sein.