Es gibt Tage, die historische Einschnitte markieren, bisweilen sogar Epochenwenden einläuten, unabhängig davon, ob sie sich später in Geschichtsbüchern wider finden oder nicht. Der 7. September 1998 muss wohl als ein solcher gesehen werden, weil an diesem Tag die beiden Stanford-Studenten Larry Page und Sergey Brin ihre Testversion der Suchmaschine Google online gestellt haben. Im Verlauf von nicht einmal zehn Jahren sind nicht nur die Konten der Beiden und der Google-Aktionäre explosionsartig in die Höhe geschossen, sondern es hat sich eine neue Ökonomie etabliert, die erst durch die Suchmaschine und deren Funktionsweise ermöglicht wurde, und die in Google selbst einen ihrer größten Profiteure kennt.
Wie dieses Geschäftsmodell, das mittlerweile von vielen im Netz agierenden Unternehmen mehr oder weniger kopiert wird, im Detail funktioniert, beschreibt der Technologie-Journalist Nicholas G. Carr in einem höchst informativer Artikel in „Strategie + Business“, auf den ich im Perlentaucher aufmerksam gemacht wurde. Obzwar Carr gleich eingangs festhält, dass das Neue an Google gar nicht so neu sei, werde doch überwiegend durch Verkauf und Platzierung von Werbung Geld verdient, lohnt es die bahnbrechende Innovation der Google-Gründer näher zu betrachten, weil sie eine wichtige Voraussetzung bildet für das, was sich im Netz tummelt – für die großen Verkaufsportale wie Amazon oder eBay ebenso, wie für viele Web 2.0 Anwendungen.
Diese Innovation, so schreibt Carr, ist eine dreifache gewesen. Erstens haben die Google-Gründer die Struktur des Internets, den Hypertext, zum zentralen Kriterium ihrer Suchabfrage gemacht. Herkömmliche Suchmaschinen haben das Web nach Suchwörtern abgegrast. Googles’ Maschinen hingegen durchforsten das Web nach Links, wobei das Ergebnis der Suche, das Ranking, von der Anzahl der Linkverweise auf eine bestimmte Website maßgeblich bestimmt wird.
Die zweite Neuerung bestand darin, dass Google intelligente, eigens fürs Web konzipierte Werbeformen anbot (Adsense/Adwords), mit denen nicht nur Google Geld verdient, sondern – das nötige Know-How vorausgesetzt – potentiell jeder Nutzer. Dieser Aspekt wird in den gängigen Beschreibungen über die Funktionsweise von Google übergangen, da sie sich zumeist auf, no na, nicht zu unterschätzende Gefahren, die mit dem de facto Monopol verbunden sind, beschränken. Somit werden aber auch die Möglichkeiten übersehen, mit Google Geld zu verdienen, auch für den „kleinen“ Blogger. Die dritte Innovation betrifft die Geschwindigkeit, mit dem die Suchergebnisse ausgeworfen werden – ermöglicht durch ein über die ganze Welt verstreutes, tausende Hochleistungsrechner umfassendes Server- und Datennetz.
Was ich besonders beachtenswert finde, ist die Tatsache, dass bei jeder Suchabfrage, Daten generiert werden. Nun sind Daten bereits heute ein wichtiges Produktionsmittel. In Zukunft werden sie vielleicht sogar das Wichtigste sein. Es überrascht denn auch nicht, wenn Eric Schmidt, CEO von Google, in einem Interview mit der Financial Times davon spricht, dass man in noch größerem Umfang Nutzerdaten generieren wird, als bisher, um dem Einzelnen sagen zu können, welcher Job für ihn passend sei oder wie er seine Freizeit am Sinnvollsten verbringen könnte.
Das wahre Geheimnis des Erfolges von Google, aber auch von Unternehmen wie Amazon, besteht darin, dass sie „die kollektive Intelligenz der Nutzer für sich arbeiten lassen„, wie das der im Silicon Valley ansässige Trendforscher Tim O’Reilly, der Erfinder des Begriffs Web 2.0, in einem Zeit-Interview auf den Punkt gebracht hat – und ohne dass die Nutzer das auch merken, müsste man hinzufügen.
Gemäß dem Diktum von Brecht, wonach es gelte, sich ans schlechte Neue zu halten und nicht ans gute Alte, werde ich mich nun eingehender mit jenen Strategien beschäftigen, die ich brauche, damit nicht nur Google mit mir, sondern auch ich mit Google, Geld verdienen kann.